Die Marine in Wolgast

Zur Geschichte der Marine in Wolgast

Das Jahr 1848

Es war das Jahr der frühbürgerlichen Revolution in Deutschland.

Im Ergebnis der Revolution, die die Einheit Deutschlands von unten her zum Ziel hatte, trat die Nationalversammlung deutscher Länder in der Frankfurter Paulskirche zusammen. Auf die Ergebnisse der Beratungen soll hier nicht näher eingegangen werden. Aber immerhin wurde hier auch die Schaffung einer deutschen Marine angesichts der dänischen Blockade deutscher Häfen  diskutiert und am 14.Juni 1848 beschlossen.

Schiffe mussten angekauft werden, eine eigene Flotte gab es noch nicht. Aber es sollte auch eigene Neubauten geben.

Die "Frauenlob" wurde als erstes Kriegsschiff  für die deutsche Marine auf einer Werft  in Wolgast gebaut.

Die Bauaufsicht führte der Geheime Marinebaurat Theodor Zeysing.

Die SMS "Frauenlob" war als zweimastiger Kriegsschoner getakelt. Die Schiffbaumeister Klawitter und Lübke, deren Werft sich in Wolgast auf dem Gelände der heutigen Peene-Werft befand, entwarfen die Frauenlob nach dem Vorbild des niederländischen Schoners Schorpioon. Das Schiff war 31,30 Meter lang. Es hatte eine Verdrängung von 305 ts und erreichte eine Geschwindigkeit von 13 Knoten. Die Besatzung bestand aus 47 Mann, welche über 5 Kanonen verfügten. Der Bau des Schiffes wurde durch freiwillige Geldspenden deutscher Frauen im Revolutionsjahr 1848 finanziert, weshalb es den Namen Frauenlob erhielt.

Der Bau wurde initiiert durch den deutsch-dänischen Krieg im Jahre 1848. Die Dänen hatten alle deutschen Häfen blockiert. Da Deutschland keine eigene Flotte besaß, entstand eine bedrohliche Situation. Als das Schiff nach 5 Jahren Bauzeit in Dienst gestellt wurde, war die 1848 er Reichsflotte schon längst wieder aufgelöst. Deshalb stellte es Admiral Prinz Adalbert von Preußen für die preußische Marine in Dienst. Zum Jahreswechsel 1859/1860 brach ein kleines preußisches Geschwader, bestehend aus SMS Frauenlob, SMS Thetis und SMS Arcona von Rio de Janeiro zu einer Asien-Reise nach China, Japan und Siam auf, wo die Schiffe im Spätsommer 1860 eintrafen. Am 2.09.1860 geriet das Geschwader vor Yokohama in einen Taifun, in dem die Frauenlob mit ihrer gesamten Besatzung von 5 Offizieren und 42 Mann sank. Der Rest des Geschwaders setzte seine Reise fort. Von Japan ging es nach Shanghai.Über Südafrika erreichte man nach zwei Jahren wieder Danzig. 

 

                                                                                                        

Die erste "Frauenlob", nach einem Gemälde von W.Stöwer

Die kaiserliche Marine ehrte das Schiff, indem sie 1902 einen Kleinen Kreuzer wiederum als SMS Frauenlob benannte. Dieser ging während der Skagerrak-Schlacht verloren. 1916 wurde deshalb erneut ein Kleiner Kreuzer  auf Kiel gelegt, der zur Erinnerung wiederum den Namen "Frauenlob" erhalten sollte. Da er bei Kriegsende noch nicht fertiggestellt war, wurde er abgebrochen. In der Kriegsmarine des Deutschen Reiches trug ein Versorger diesen Namen. Auch bei der Bundesmarine  gab es bis vor wenigen Jahren das Minensuchboot  "Frauenlob". Es gab einer ganzen Klasse als Typschiff den Namen. Im Jahre 2000 hatte sogar ein ehemaliger Wolgaster das Kommando auf diesem Schiff.


 

Anfang des 21. Jahrhunderts wollte die Firma "Navcon" in Peenemünde sich an den Nachbau des Schoners "Frauenlob" wagen. Bis zur öffentlichen Kiellegung kam es noch. Seitdem ist es wieder still geworden um das Projekt.


Erwähnung finden soll hier auch ein Marinemaler, der in Wolgast geboren wurde:

Professor Willy Stöwer ( *22.05.1864 in Wolgast; +31.05.1931 in Berlin) war ein bekannter deutscher Marinemaler, dessen umfangreichem Schaffen man bis heute begegnet. Bis vor wenigen Jahren befand sich an seinem Geburtshaus in der Kronwiekstraße noch ein Hinweisschild auf den Maler. Leider wurde es vermutlich im Verlauf von Modernisierungsarbeiten entfernt.

Nach einer Ausbildung als Techniker arbeitete Stöwer auf verschiedenen Werften. Autodidaktisch  bildete er sich auf dem Gebiet der Marinemalerei weiter. Bald erhielt er erste Auftragsarbeiten. Kaiser Wilhelm II. war ein Anhänger und Förderer des Künstlers. Mehrere seiner Werke befanden sich in seinem Besitz. Er begleitete den Kaiser auf mehreren seiner Auslandsreisen. 1907 wurde ihm der Professoren-Titel verliehen. Mit der Abdankung des Kaisers 1918 war auch seine Förderung beendet- er erhielt keine Aufträge mehr und hatte große Probleme, seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

 

                  

Schiffe im Winterlager Wolgast Mole in Swinemünde

                

(Fotos aus Kalender entnommen)


Die Zeit von 1933-1945 -Unteroffiziersvorschule der Kriegsmarine/ Seeberufsfachschule-

In der Zeit des Dritten Reiches existierte ab 1941 unter der Trägerschaft der Kriegsmarine in Wolgast eine Unteroffiziers-Vorschule. Freiwillige konnten im Alter von 14-15 Jahren sich für eine 3 jährige Ausbildung bewerben. Erwünscht war eine anschließende zwölfjährige Verpflichtung bei der Kriegsmarine. Hitler selbst sprach sich gegen eine Fortführung aus. Aus diesem Grunde erfolgte in Absprache zwischen dem Ministerium für Erziehung, Wissenschaft und Volksbildung und der Kriegsmarine die Bildung (bzw. Umbenennung) der Seeberufsfachschule. Der Ausbildungsbetrieb lief dennoch streng militärisch organisiert ab. Der Leiter der Schule, die Ausbilder waren Militärangehörige. Als Leiter war KzS Bruhn eingesetzt, das Krankenrevier leitete Oberstabsarzt Dr. Schmidt. Die Klassen waren in Züge und Gruppen eingeteilt. In 21 Fächern, so. z.B. Fachkunde, Kompass- und Seekartenkunde, Signalkunde, Praktische Seemannschaft, Metall- und Holzbearbeitung, Segelmacherei wurden Kenntnisse vermittelt.  Auf einem großen Gelände im Tannenkamp wurden in 14 Baracken Unterbringungsmöglichkeiten für 350 Auszubildende geschaffen. Dazu gehörten Sportanlagen, Werkstätten, ein Bootshafen. Auch hier war natürlich anschließend die Verpflichtung für eine längere Dienstzeit bei der Kriegsmarine erwünscht.In den letzten Kriegswochen sollten die Ausbildungsjahrgänge noch verheizt werden. Die nach 1945 leerstehenden Baracken sind durch die Bevölkerung in den Jahren nach dem Kriege für Heizzwecke entsorgt worden( Erinnerungen von U.Wegner). Später entstanden in der Nähe neue Baracken für militärische Einheiten. Nach deren Abzug dienten diese Baracken vermutlich unter anderem als Wohnheim für die EOS-Schüler, bis auch diese in den 90'er Jahren abgerissen wurden. Heute ist dieser Bereich von Einfamilienhäusern überbaut und erinnert durch nichts mehr an seine Vergangenheit.

Bis heute gibt es aber noch in regelmäßigen Abständen Treffen der ehemaligen Seeberufsfachschüler. 

Der Seeberufsfachschule wurden auch Schiffe für die seemännische Ausbildung übergeben:    

ASTREA --- 67 BRT
1928: Erbaut in Borga
1940: ASTREA Walter Gustafson, Borga - Fagerstad
1943, Sept. : Abgabe des Schiffes an die KMD Stettin.
1944: In Stettin der Seeberufsfachschule Wolgast als Ausbildungsschiff übergeben.


TYRA . . . . . 67 BRT
1927: Erbaut in Borga
1940: TYRA Frans Ossian Sandström, Sibbo
1944:In Stettin der Seeberufsfachschule Wolgast als Ausbildungsschiff übergeben.
 
Der Verbleib der Schiffe nach 1945 ist unbekannt.

 

Durch die Peenewerft und die Yachtwerft Köpenick wurden ab 1948 die Hafenanlagen sowie die im Hafengelände  stehende Baracke genutzt. Auf der Yachtwerft gebaute Räumpinassen wurden dort, aus Platzmangel in der Werft, zeitweise komplettiert. Auch Mitarbeiter des ISW (Institut für Schiffbautechnik Wolgast) waren dort zeitweise untergebracht. Ab 1969/70 erhielt der Segelclub Wolgast e.V. dieses Gelände zur Nutzung übergeben. 
Das Gelände der Seeberufsfachschule/Yachtwerft Köpenick/Berlin wurde damit wieder dem Segelsport zurück geführt. 

 

Ansicht des ehemaligen Hafens der SBF, heute vom Segelclub genutzt.

 

 

Quelle: OZ-Artikel, Wikipedia, Chronik des Segelclubs, Erinnerungen von ehemaligen SBF-Schülern

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